Es war eine Freude, ein Gewinn

 

 

 

 

 

 

 

Heinz Hornikel             Prof. Dr. Wolfgang Seidel

Sindelfinger Zeitung (14.12.2017)

Kreiszeitung Böblinger Bote (14.12.2017):

Frühe Anrufe weiter erlaubt
Prof. Dr. Wolfgang Seidel ist aus dem Gemeinderat ausgeschieden

SINDELFINGEN. Der Sindelfinger Gemeinderat hat seinen Alterspräsidenten
verloren: Prof. Dr. Wolfgang Seidel (86) zieht sich aus der Kommunalpolitik
zurück. Für ihn rückt Heinz Hornikel (63) für die Freien Wähler nach.

Seidel gab sich zum Abschluss noch einmal die volle Dröhnung: Seinen Platz im
Ratsrund musste er zwar schon ganz am Anfang der Gemeinderatssitzung räumen,
doch saß er auf der Zuschauertribüne tapfer die 44 Tagesordnungspunkte der
öffentlichen Sitzung ab. Lediglich vor dem nicht öffentlichen Teil musste er
wie alle anderen Zuhörer den Saal verlassen. Seidels Platz im Gemeinderat
hat Heinz Hornikel, Inhaber eines Vermessungs- und Bauingenieurbüros,
eingenommen. Der 63-Jährige weiß, was auf ihn zukommt, schließlich ist er
seit einigen Jahren sachkundiger Einwohner im Technik- und
Umweltausschuss.Wolfgang Seidel wurde 1931 in Königsberg geboren. Nach dem
Abitur studierte er Medizin. 1974 kam er nach Sindelfingen – als Chefarzt
der Allgemeinchirurgie am Stadtischen Krankenhaus. Später übernahm er auch
noch die Aufgabe des Ärztlichen Direktors.
Die ehrenwerte Gesellschaft Sindelfingens lernte er schon vor seinem
Dienstantritt in der Daimler-Stadt kennen. OB Arthur Gruber,
Finanzbürgermeister Oskar Reuff sowie die Fraktionsvorsitzenden Karl-Heinz
Reinheimer (CDU) und Otto Steinle (Freie Wähler) luden ihn zum Gespräch ein.
Der friedliche und einvernehmliche Umgang, den die „Herren von Sindelfingen“
pflegten, beeindruckte den frisch gebackenen Chefarzt schwer; das war etwas
ganz anders als der aufrührerische Geist, der an seiner vorherigen
Wirkungsstätte, in der Uni-Stadt Marburg, herrschte.Die Verbindung zu Otto
Steinle sei besonders herzlich gewesen, ließ Seidel in seiner Abschiedsrede
anklingen, weil er sich bei Gemeinderatsausflügen als exzellenter Tänzer
erwiesen und auch schon mal den Tanzlehrer gegeben habe. 1996 ging Seidel in
Ruhestand. Mit dem Ausscheiden aus den Diensten der Stadt konnte er sich
kommunalpolitisch engagieren.
Angesichts des besonderen Verhältnisses zum ehemaligen
Freie-Wähler-Frontmann sei „klar gewesen, welcher politischen Gruppierung
ich mich zuwende“.Seidel wurde 1999 in den Gemeinderat gewählt und dreimal
bestätigt. Den Geist, dass jeder mit jedem trotz anderer politischer
Ansichten vernünftig reden kann, habe er in den 18 Jahren seiner
Kommunalparlaments-Zugehörigkeit genossen. Im Kreistag, in denen er ab 1999
fünf Jahre lang saß, habe er anderes erlebt. OB Dr. Bernd Vöhringer
charakterisierte Wolfgang Seidel als „kritisch-konstruktiven Geist im
Gemeinderat“. Er habe sich auf vielen Feldern engagiert. Sehr nahe lag ihm
natürlich das Schicksal des Krankenhauses, im dem er 22 Jahre lang an
führender Stelle gearbeitet hat. Die Freie-Wähler-Chefin Ingrid Balzer rief
in Erinnerung, dass er sich mit der Entwicklung vom Städtischen Krankenhaus
zum Klinikum Sindelfingen-Böblingen, das nun auf dem Flugfeld neu gebaut
werden soll, schwer getan habe. Seidel selbst formuliert es so: „Da musste
man sich schon mal um 180 Grad drehen.“Die fruchtbarsten kommunalpolitischen
Gespräche, sagte Ingrid Balzer, seien geführt worden, wenn sie von Wolfgang
Seidel um 7.30 Uhr oder auch ein bisschen früher angerufen worden sei. Das,
kündigte sie an, dürfe er auch in Zukunft tun.Wolfgang Seidel möchte sich in
Zukunft verstärkt seiner wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit
widmen, die er zeit seines Ruhestands neben der Kommunalpolitik her gepflegt
hat. Sie kreist um das Phänomen der emotionalen Kompetenz. Den Büchern, die
er darüber veröffentlicht hat, möchte er ein weiteres hinzufügen.

 


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